Verbeugung und Handkuß waren einmal Zeichen der Unterwerfung, Gesten, mit denen der Untergebene, ob Mann oder Frau, sich dem Machthaber näherte, mit denen er, wenn auch in gemilderter From, ausdrücken wollte, ich bin ein Hund, du kannst mich treten. Auch Dankbarkeit, etwa für eine „milde“, das heißt großzügige Gabe, konnte mit einem Handkuß ausgedrückt werden, und im Österreichischen bedeutet noch heute „Küß die Hand“ so viel wie ein verschnörkeltes Dankeschön. Mein Vorschlag des Preisthemas „Männlickkeitsrituale: Die Verbeugung und der Handkuß“ entsprang einer Reizbarkeit gegenüber einem choreographierten Eiertanz, den die Gesellschaft die Geschlechter einstudieren läßt oder ließ. Die Beiträge in der vorliegenden Anthologie sind witzig oder einfühlsam, allesamt sehr gekonnt, manche sind ironisch distanziert vom Thema, Kennzeichen für eine spätere Generation als meine, ohne die eigentümliche Aggression, die ich, alte Feministin, die ich nun einmal bin, darin witterte.
Ruth Klüger
Zusatzinformation
Lieferzeit | 2-3 Tage |
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Art: | Broschur |
Seiten: | 144 Seiten, 17 s/w-Abbildungen |
Abmessung: | 13,5 x 21 cm |
ISBN: | 978-3-89929-070-7 |
Autor: | Ruth Klüger |